Newsletter 2011

1. Newsletter der GPP, Juni 2011

  • Highlights der GPP Tagung 2011 zur zystischen Fibrose
  • Tabakrauchen im Kindes- und Jugendalter
  • Rehabilitation in der Pädiatrischen Pneumologie
  • Neues aus der AG Infektiologie in der Pädiatrischen Pneumologie
      
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Neues zur zystischen Fibrose:

Highlights GPP Tagung  Graz 2011

von Matthias Griese, Dr. von Haunersches Kinderspital München, Deutschland 

Netzfallen in den Atemwegen
Von neutrophilen Granulozyten ausgeschleuste Netze verstopfen die Atemwege bei CF, wie Prof. Hartl, Tübingen, vormals in München, berichtet. Um in Biofilmen oder mucoid wachsende Bakterien unschädlich zu machen, setzen aktivierte neutrophile Granulozyten netzartige makromolekulare Strukturen frei, die aus DNA und  verschiedenen assoziierten Proteinen und Proteasen bestehen. Diese Netzbildung wird durch Entzündungsmediatoren und die Expression relevanter Zytokinrezeptoren CXCR2 reguliert. Die Mengen an freigesetzten neutrophilen Netzfallen (NETs) nimmt direkt proportional mit einer zunehmenden Obstruktion der Atemwege bei CF Patienten zu.
 
Microbiofilme-entscheidene Strategie der pulmolaren Erregerabwehr
Prof. Müller (Itzehoe) erläuterte, dass nicht nur Pseudomonas aeruginosa oder Staphylococcus aureus,sondern auch weitere Microorganismen einschließlich anaerober Bakterien und Pilze polysacharidhaltige Biofilme bilden. Gliotoxine, von der Arbeitsgruppe um Prof Müller, wurden als entscheidende pathogenetische Faktoren identifiziert und deren Expression auf genetischer und Protein-Ebene nachgewiesen. Die pharmakologische Modulation der Gliotoxinbildung stellt einen entscheidenden Angriffspunkt für die therapeutische Beeinflussung bronchopulmonaler Biofilme dar.
 
Inhalative Antibiotika
1946 hat Di Sanagnese erstmals Penicillin Aerosole bei Patienten mit Mucoviszidose eingesetzt. Dr. Rietschel (Köln) nennt die weiteren Meilensteine wie die Einführung von Carbamazepin 1981, die von Colistin 1985, und die Therapie mit Tobramycin. Ein Vorteil der inhalativen Verabreichung sind hohe lokale Konzentrationen, nachteilig ist die zeitaufwendige, häufig mehrfach tägliche Therapie. Während leider keine neuen Medikamenten- Klassen in Sicht sind, vereinfachen die Applikationsformen der Antibiotika wie Pulver oder die spezielle liposomale Formulierung (Amikacin) oder die Verpackung in sog. Pulmosphären die Verarbeitung deutlich. Herausforderung für die Zukunft ist es nun, die richtigen Antibiotikakombinationen für die unterschiedlichen Gruppen von CF-Patienten zu finden.

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Tabakrauchprobleme bei Kindern und Jugendlichen
Wie beginnt es, wie können wir helfen?

von Josef Riedler,  Kinder- und Jugendspital Schwarzach, Österreich
 
Erfreulicherweise wurde anlässlich der heurigen GPP- Jahrestagung in Graz dem Thema „Rauchen bei Kindern und Jugendlichen“ ein eigenes Symposium gewidmet. Unter dem Vorsitz von Josef Riedler (Schwarzach) und Thomas Spindler (Wangen) sprachen Jürg Barben (St Gallen) über “Tabaklobby und Kinderfänger“, Josef Riedler zu „Wie helfe ich Kindern und Jugendlichen, nicht mit dem Rauchen zu beginnen?“ und Theresa Schartner (Institut für Suchtpävention Linz) zu speziellen Rauchausstiegsmöglichkeiten in dieser Altersgruppe. Beinahe 100 sehr interessierte Kollegen besuchten diese Vorträge, was doch auf die Brisanz des Themas gerade für uns Kinderärzte hinweist.
Herrn Barben gelang es sehr eindrucksvoll, die verlogenen Machenschaften der Tabakindustrie und der von ihr bestochenen und schwer bezahlten Handlanger, häufig Ärzte, aufzuzeigen. Erschütternd wie wissenschaftliche Daten manipuliert und einseitig im Sinne des Sponsors dargestellt werden. Dies wurde an Hand von Informationen zu den bedenklichen Auswirkungen des Passivrauchens oder der Werbestrategien der Zielgruppe Frauen und Jugendliche besonders veranschaulicht.
 
Josef Riedler zeigte Ergebnisse zweier großer von ihm und seinem Team durchgeführter Präventionsprojekte an mehreren Tausend 11 bis 18-jähriger Kinder und Jugendliche aus Österreich. 
Im Vergleich zu einer gleichaltrigen Kontrollgruppe konnte durch sehr intensive dreijährige Begleitung eine relative Reduktion des Einstiegs ins Rauchen um 23% bis Ende des Projektes erzielt werden. Er fasst seine Erfahrungen so zusammen: Tabakrauchprobleme sind bei Kindern und Jugendlichen häufig und zunehmend. Wir sind als Gesellschaft aufgerufen, den Heranwachsenden in unserer Gemeinschaft zu helfen, dem  sozialen Gruppendruck zum Rauchbeginn zu widerstehen. Das kann z.B. im Rahmen von Schulprojekten erfolgen, für die leicht anwendbare und gut ausgearbeitete Materialen zur Verfügung stehen.
 
Ärzte nehmen eine Sonderstellung in der Prävention und Beratung von rauchenden Kindern und Jugendlichen ein.
 
Wiederholtes und klares Ansprechen des Themas bei Eltern und Jugendlichen mit konkretem Unterstützungsangebot ist effektiv. Klare Regeln mit Rauchverbot an allen öffentlichen Plätzen und in Gaststätten sind zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Passivrauchbelastung aber auch als Vorbildwirkung notwendig. Um eine längere Nachhaltigkeit dieser erfolgreichen Projekte zu erzielen, wurden alle Projektinhalte für interessierte LehrerInnen, SchülerbetreuerInnen und ÄrtzInnen übersichtlich und leicht umsetzbar zum Download auf der Homepage der Forschergruppe zur Verfügung gestellt (www.kissme-smokefree.eu) und auf CD zusammengefasst. Informationen dazu sowie die CD sind über das Kinder- und Jugendspital Schwarzach, Österreich (Univ. Prof. Dr. Josef Riedler) erhältlich.  
Frau Schartner zeigte, dass mit einem speziell auf 15 bis 18-Jährige zugeschnittenen Programm vielen Jugendlichen geholfen werden kann, entweder ganz mit dem Rauchen aufzuhören oder den Konsum zumindest deutlich einzuschränken. Dabei wird das transtheoretische Modell zur Erfassung der Aufhörwilligkeit und verschiedene Aspekte des "motivational interviewings" eingesetzt. Trotzdem sind die langfristigen Erfolge über die Dauer solcher Kurse hinaus eher bescheiden.

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Stationäre Rehabilitation bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen: Probleme bei der Antragstellung

von Thomas Spindler, Kinder- und Kinderrehabilitationsklinik Wangen, Deutschland
 
Beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales finden zur Zeit Gespräche mit der Renten- und Krankenversicherung, den betroffenen Ärzteverbänden und den Gesellschaften der Kinder- und Jugendrehabilitation statt. Anlass der Gespräche ist ein massiver Rückgang der Anträge und Bewilligungen. Die Hauptgründe für den Rückgang liegen in den begrenzten Reha-Budgets, in den Problemen der Abgrenzung der Kinder- und Jugend-Rehabilitation zur Vorsorge und zu Mutter-Kind-Maßnahmen und in der unzureichenden Antragsstellung.
 
Rehabilitationsmaßnahmen werden von den Eltern in Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Arzt bei der Rentenversicherung beantragt. Für den Befundbericht benötigt der Arzt keinen Nachweis einer Fachkunde. Entscheidend für die Bewilligung einer Rehabilitation ist, dass eine chronische Erkrankung vorliegt und dass das Kind oder der Jugendliche deswegen in seiner sozialen Teilhabe beeinträchtigt ist. Für die betreuende Rehabilitationseinrichtung ist es wichtig zu wissen, welche Ziele mit der mehrwöchigen stationären Maßnahme erreicht werden sollen.
 
Der Rehabilitationsantrag der Rentenversicherung ist bei der Rentenversicherung, einer Servicestelle oder einer Krankenkasse zu bekommen. Er ist auch auf der Homepage der Rentenversicherung verfügbar: www.deutsche-rentenversicherung-bund.de unter  Formulare und Publikationen –> Formulare –> Rehabilitation, –> Antragspaket Kinderrehabilitation zu finden. Den Rehabilitationsantrag G200 füllen die Eltern aus, den Befundbericht G2401 und die Honorar-Abrechnung G1206 der Arzt. Bei jüngeren Kindern ist die Mutter oder der Vater als medizinisch notwendige Begleitperson zu beantragen (im Befundbereicht unter Nr. 17). Ist durch die notwendige Abwesenheit der Mutter ein Geschwisterkind nicht mehr versorgt, kann es als Begleitkind mit aufgenommen werden. In diesem Fall müssen die Eltern dies ebenfalls extra beantragen (Formular G581, Mitaufnahme im Rahmen der Regelung der Haushaltshilfe). Bei der Krankenversicherung wird die Rehabilitation über die Formulare 60 und 61 beantragt. Qualifizierte Rehabilitation bietet für chronisch kranke Kinder und Jugendliche und ggf. deren Familien eine einmalige Chance die medizinischen und begleitenden sozialen Probleme anzugehen. Auch wenn die Antragstellung zu Bürokratie und Ärger durch Ablehnungen führen kann, sollte den komplex kranken Patienten diese Möglichkeit nicht vorenthalten werden. Durch qualitativ gut formulierte Anträge wird den zuständigen Ärzten bei der Rentenversicherung die Genehmigung erleichtert und Eltern, Patienten und einweisenden Ärzte ersparen sich die Frustration einer Ablehnung.
Unterstützung bei der Antragsstellung erhalten Sie gerne von Herrn Alwin Baumann, Tel.: 07522 797-1260, info@fachkliniken-wangen.de.

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Neues aus der AG Infektiologie in der Pneumologie

 
von Markus Rose,  Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland
 
Infektiöse Atemwegserkrankungen sind das „täglich Brot“ in Klinik wie auch Praxis. Dementspre­chend war die Resonanz anlässlich der Gründungssitzung der AG Infektiologie im Rahmen der diesjährigen GPP Jahrestagung groß. Als aktuelle Arbeitsschwerpunkte wurden die Versorgungs­forschung zur ambulant erworbenen Pneumonie (community acquiredpneumonia, CAP) und zur Tuberkulose im Kindesalter benannt.
 
Zum Thema CAP konnten schon erste Erfolge verkündet werden. Im Rahmen des gemeinsamen Projekt der GPP und der DGPI „Komplikationen ambulant erworbener Pneumonien in Deutschland“ in Zusammenarbeit mit der Erhebung seltener pädiatrischer Erkrankungen in Deutschland (ESPED) und dem nationalen Referenzzentrum für Pneumokokken, Aachen konnten wertvolle und aussagekräftige epidemiologische Daten generiert werden, die auf den aktuellen Jahrestagungen der deutschen wie auch europäischen pädiatrischen Infektiologen (DGPI, ESPID) präsentiert wurden. Wir danken allen meldenden Einsendern und laden herzlich dazu ein, dieses wichtige Forschungsprojekt weiter zu unterstützen. Im nächsten Schritt sind Untersuchungen zum Management der CAP bei Kindern und Jugendlichen geplant; Ziel ist die Erstellung einer Leitlinie.
 
Weiterhin wird die AG Infektiologie in Zusammenarbeit mit dem RKI und dem Deutsche Zentral­komitee zur Bekämpfung der Tuberkulose kinderspezifische Management-Aspekte (z.B. diag­nostische Abklärung, Therapie-Anpassung, Zusammenarbeit mit Gesundheitsbehörden, Nachver­folgung von Fällen) aufgreifen und weiterentwickeln, um die Versorgung der betroffenen Patienten weiter zu verbessern. Das nächste Treffen der AG Infektiologie wird im Rahmen des Infektiologischen Intensivkurses der DGPI an der Universitätskinderklinik Frankfurt/Main (27.-29.10.2011) stattfinden.
                              
Wir freuen uns über Interesse, Anregungen und Mitarbeit!
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